Blog

Computerspiele endlich ernst nehmen

Zur Eröffnung der diesjährigen Computerspielemesse gamescom in Köln erklärt Malte Spitz, Mitglied im Bundesvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

„Spielekultur ist in Deutschland weit verbreitet und Computerspiele ein allgemein anerkanntes Kulturgut. Wirtschaftlich baut sich hier eine etablierte Branche auf, politisch herrscht aber seit Jahren Stillstand in Deutschland. Die schwarz-gelbe Bundesregierung betreibt reine Feigenblattpolitik, wie den Deutschen Computerspielepreis. Und selbst dieser macht nur durch versuchte politische Einflussnahme von sich reden.

Im Bereich der Spielekultur gibt es politisch noch einiges zu tun: Wirtschaftspolitisch, da viele Start Ups und kleine und mittelständische Unternehmen entstehen die unterstützt werden müssen. Verbraucherpolitisch, weil Spielerinnen und Spieler oftmals nicht alle ihre Rechte wahrnehmen können, sei es beim Weiterverkauf von Spielen oder beim Schutz persönlicher Daten. Medienpolitisch, weil Computerspiele stärker in die Medienförderung integriert und die Medienkompetenz weiter ausgebaut werden muss. Bildungspolitisch, weil Computerspiele mit dem Ziel der Lernkompetenzförderung immer häufiger Teil des Unterrichts sein können. Auch die Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Sektor müssen  im im staatlichen System mehr Verankerung finden, man darf sie nicht auf private Bildungsleiter ausgliedern.

Wir Grüne treten für einen gesamtpolitischen Blick auf das Thema Computerspiele ein, denn Gaming ist keinesfalls ein Randphänomen: Computer-, Browser-, Handy- und Konsolenspiele sind in allen Altersgruppen gesellschaftlich verankert.“

Wahlkampf auf dem Bergkamener Wochenmarkt

Auch wenn noch Sommerferien sind, starten bereits die ersten
Wahlkampfstände. Am Donnerstag, 15. August, ging es nach Bergkamen.
Der Bergkamener Wochenmarkt ist über die Kreisgrenzen hinweg für sein
großes Angebot an Stoffen und Textilien bekannt. Ich wollte mir einen
eigenen Eindruck verschaffen. Gewappnet mit Papiertüten, Infomaterial,
Luftballons und dem Landtagsabgeordneten Herbert Goldmann ging es also
zum Wahlkampf auf den Markt.

Wochenmarkt Bergkamen

Der strahlende Sonnenschein und die sommerlichen Temperaturen lockten
viele Familien auf den Markt und so wandelte sich der Platz dank des
unermüdlichen Einsatzes der Luftpumpe schnell in ein Meer aus grünen
Luftballons.

Mein Eindruck: Ich komme gern wieder – tolle Stimmung und viele spannende Gespräche.

Wochenmarkt Bergkamen Malte, Herbert und Anke

Besuch bei Amazon in Werne

Ich habe mich gefragt: Was geschieht eigentlich zwischen dem „In den
Einkaufswagen“-Klick auf der Amazon-Website und dem Klingeln an der
Haustür manchmal nur 20 Stunden später?

Zusammen mit Marie Dazert, der Direktkandidatin für den Wahlkreis Hamm
– Unna II, dem grünen Landtagsabgeordneten Herbert Goldmann und
weiteren Grünen aus dem Kreis Unna besuchte ich das Versandzentrum von
Amazon in Werne. Mit Warnwesten und Sicherheitsanweisungen
ausgestattet erforschten wir die Gefilde des weltgrößten
Onlineversandhändlers.

Wir diskutierten über die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, haben
unseren Standpunkt deutlich gemacht, dass die MitarbeiterInnen nach dem
Tarifvertrag für den Handel bezahlt werden sollten, und sprachen über
Fragen des Verbraucherschutzes. Unter anderem den aktuellen Fall, dass
Amazon-Kunden gesperrt werden, wenn sie sehr viele Einkäufe
zurücksenden, was aber anscheinend sehr krasse Einzelfälle sind, wo
hochwertige Ware hundertfach zurückgeschickt wurde.

Das Gespräch mit der Standortleitung ergab, dass der Versandriese
Amazon, trotz der aktuellen Lohndebatten, mit knapp 1500
MitarbeiterInnen ein wichtiger Arbeitgeber in der Region Unna ist und
gerade für Geringqualifizierte einen festen Arbeitsplatz bietet.

amazonbesuch1

Gamescom 2013: Kommt mit nach Köln!

Seid dabei, wenn die Gamescom am 21. August in Köln öffnet.

Ich biete eine gemeinsame Fahrt zur weltweit größten Messe für interaktive Unterhaltungselektronik, die vom 21. bis zum 25. August auf dem Messegelände in Köln stattfindet, an. 15 Plätze stehen für Interessierte aus dem Kreis Unna zur Verfügung. Wir werden zu Beginn als Gruppe Gespräche führen mit der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) über Jugendmedienschutz und im Anschluss über aktuelle Entwicklungen in der Computerspielewirtschaft. Anschließend könnt ihr gemeinsam oder einzeln die neuesten Erscheinungen und Trends testen, bevor die Tore der Messehallen für alle BesucherInnen geöffnet werden.

Wenn ihr mit nach Köln kommen wollt, schickt bis zum 16. August 2013 eine Email mit eurem Namen, eurem Geburtsdatum und eurer Adresse an gamescom@malte-spitz.de und sagt uns in einem Satz, warum IHR dabei sein möchtet.Um mitzufahren, müsst ihr mindestens 18 Jahre alt sein. Eure Daten werden natürlich vertraulich behandelt und nicht zu Werbezwecken verwendet oder weitergegeben. Die Tickets berechtigen zum kostenfreien Eintritt zur Gamescom und zur kostenfreien Nutzung des Nahverkehrs im VRR und VRS Verbund.

Gastbeitrag New York Times: Germans Loved Obama. Now We Don’t Trust Him.

Dieser Gastbeitrag von mir ist am 30. Juni 2013 in der Sonntagsausgabe der New York Times erschienen.

BERLIN — IN May 2010, I received a brown envelope. In it was a CD with an encrypted file containing six months of my life. Six months of metadata, stored by my cellphone provider, T-Mobile. This list of metadata contained 35,830 records. That’s 35,830 times my phone company knew if, where and when I was surfing the Web, calling or texting.
The truth is that phone companies have this data on every customer. I got mine because, in 2009, I filed a suit against T-Mobile for the release of all the data on me that had been gathered and stored. The reason this information had been preserved for six months was because of Germany’s implementation of a 2006 European Union directive.
All of this data had to be kept so that law enforcement agencies could gain access to it. That meant that the metadata of 80 million Germans was being stored, without any concrete suspicions and without cause.

This “preventive measure” was met with huge opposition in Germany. Lawyers, journalists, doctors, unions and civil liberties activists started to protest. In 2008, almost 35,000 people signed on to a constitutional challenge to the law. In Berlin, tens of thousands of people took to the streets to protest data retention. In the end, the Constitutional Court ruled that the implementation of the European Union directive was, in fact, unconstitutional.

In Germany, whenever the government begins to infringe on individual freedom, society stands up. Given our history, we Germans are not willing to trade in our liberty for potentially better security. Germans have experienced firsthand what happens when the government knows too much about someone. In the past 80 years, Germans have felt the betrayal of neighbors who informed for the Gestapo and the fear that best friends might be potential informants for the Stasi. Homes were tapped. Millions were monitored.

Although these two dictatorships, Nazi and Communist, are gone and we now live in a unified and stable democracy, we have not forgotten what happens when secret police or intelligence agencies disregard privacy. It is an integral part of our history and gives young and old alike a critical perspective on state surveillance systems.

When Wolfgang Schäuble, the interior minister from 2005 to 2009, pushed for the implementation of the data-retention law, Germans remembered the Stasi’s blatant disregard for privacy, as portrayed in the 2006 film “The Lives of Others.” They recalled their visits to the Hohenschönhausen district of Berlin, the site of the former Stasi detention center.
They were reminded of the stories of their grandparents, about the fear-mongering agents in the Gestapo. This is why Mr. Schäuble’s portrait was often tagged provocatively with the phrase “Stasi 2.0.”

Lots of young Germans have a commitment not only to fight against fascism but also to stand up for their own individual freedom. Germans of all ages want to live freely without having to worry about being monitored by private companies or the government, especially in the digital sphere.

That was my motivation for publishing the metadata I received from T-Mobile. Together with Zeit Online, the online edition of the weekly German newspaper Die Zeit, I published an infographic of six months of my life for all to see. With these 35,830 pieces of data, you can follow my travels across Germany, you can see when I went to sleep and woke up, a trail further enriched with public information from my social networking sites: six months of my life viewable for everybody to see what exactly is possible with “just metadata.”

Three weeks ago, when the news broke about the National Security Agency’s collection of metadata in the United States, I knew exactly what it meant. My records revealed the movements of a single individual; now imagine if you had access to millions of similar data sets. You could easily draw maps, tracing communication and movement. You could see which individuals, families or groups were communicating with one another. You could identify any social group and determine its major actors.

All of this is possible without knowing the specific content of a conversation, just technical information — the sender and recipient, the time and duration of the call and the geolocation data.

With Edward J. Snowden’s important revelations fresh in our minds, Germans were eager to hear President Obama’s recent speech in Berlin. But the Barack Obama who spoke in front of the Brandenburg Gate to a few thousand people on June 19 looked a lot different from the one who spoke in front of the Siegessäule in July 2008 in front of more than 200,000 people, who had gathered in the heart of Berlin to listen to Mr. Obama, then running for president. His political agenda as a candidate was a breath of fresh air compared with that of George W. Bush. Mr. Obama aimed to close the Guantánamo Bay detention camp, end mass surveillance in the so-called war on terror and defend individual freedom.

But the senator who promised to shut Guantánamo is now a second-term president who is still fighting for its closure. And the events of the past few weeks concerning the collection of metadata and private e-mail and social-media content have made many Germans further question Mr. Obama’s proclaimed commitment to the individual freedoms we hold dear.

DURING Mr. Obama’s presidency, no American political debate has received as much attention in Germany as the N.S.A. Prism program. People are beginning to second-guess the belief that digital communication stays private. It changes both our perception of communication and our trust in Mr. Obama.

Even as a Green Party politician, I wasn’t impressed with Mr. Obama’s focus on fighting global warming. While his renewed enthusiasm is appreciated, it served as a distraction from the criticism he is currently facing for allowing invasive state surveillance. He cannot simply change the subject.

His speech caused many Germans to question whether Americans actually share our understanding of the right balance between liberty and security. In the past, we celebrated the fact that both countries valued this balance, and there was huge solidarity with America after 9/11.

But the policy decisions of the Bush administration after the attacks — from waterboarding to Guantánamo — appalled Germans. We were shocked to see this mutual understanding disappear. Now we are not sure where Mr. Obama stands.

When courts and judges negotiate secretly, when direct data transfers occur without limits, when huge data storage rather than targeted pursuit of individuals becomes the norm, all sense of proportionality and accountability is lost.

While our respective security services still need to collaborate on both sides of the Atlantic to pursue and prevent organized crime and terrorism, it must be done in a way that strengthens civil liberties and does not reduce them. Although we would like to believe in the Mr. Obama we once knew, the trust and credibility he enjoyed in Germany have been undermined. The challenge we face is to once again find shared values, so that trust between our countries is restored.

Perhaps instead of including a quote from James Madison in his speech, arguing that “No nation could preserve its freedom in the midst of continual warfare,” Mr. Obama should have been reminded of the quote from another founding father, Benjamin Franklin, when he said, “They that can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.”

Malte Spitz is a member of the German Green Party’s executive committee and a candidate for the Bundestag in the September national election.

(c) 2013 The New York Times

Beschluss des Grünen Landerrats – Überwachung stoppen!

Der grüne Länderrat, das wichtigste Beschlussgremium von Bündnis 90/Die Grünen zwischen den Bundesdelegiertenkonferenzen, hat sich am 06.07.2013 mit den Enthüllung von Edward Snowden und der politischen Situation in Deutschland befasst und den folgenden Beschluss einstimmig gefasst.

Überwachung stoppen!

Ohne konkreten Anlass werden Millionen Menschen unter Generalverdacht gestellt, Botschaften verwanzt, Unternehmen ausspioniert und private Chats mitgelesen. Dies führten uns die Enthüllungen der letzten Tage und Wochen bezüglich der flächendeckenden Überwachung der digitalen Kommunikation durch die Geheimdienste der USA, Großbritannien und anderer Staaten vor Augen. Das erschreckende Ausmaß legt die massiven Verstöße gegen elementare Grundrechte offen. Das Ausspionieren von Milliarden Datensätzen in Geheimprojekten wie PRISM, Boundless Informant und Tempora widerspricht jeglichen rechtsstaatlichen Grundsätzen und ist ein eklatanter Vertrauensbruch zwischen Verbündeten. Wir Grüne fordern die umgehende Einstellung dieser Überwachungsprogramme und die sofortige Löschung gespeicherter Daten. Die Überwachungsstruktur der Geheimdienste ist global.Für uns Grüne ist es deshalb wichtig noch stärker als bisher mit BürgerInnenrechtsbewegungen in den USA und anderen Ländern für unsere Grundrechte on- wie offline zu streiten.

Edward Snowden, der die Abhörpraktiken an die Öffe ntlichkeit gebracht hat, hat Deutschland und anderen betroffenen Ländern einen großen Dienst erwiesen. Er darf weder durch Strafverfolgungsmaßnahmen in den USA zum Schweigen gebracht werden
noch einzig auf Länder angewiesen sein, die selbst eine fragwürdige Menschenrechtsbilanz haben. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass Edward Snowden in die Europäische Union einreisen kann, in der EU aufgenommen und nicht an die USA ausgeliefert wird. Wie nötig Edward Snowden diesen Schutz hat, zeigte sich exemplarisch an der Zwangslandung des bolivianischen Präsidenten Evo Morales und die Durchsuchung seines Flugzeuges, was einzig und allein
auf Druck der USA geschah.

Die Merkel-Regierung hat beim Schutz der Bevölkerung, der Unternehmen und auch ihrer eigenen Einrichtungen vor Überwachung und Spionage versagt. Statt entschlossen zu handeln und Klartext zu reden, geht Angela Merkel auf Tauchstation. Bundesinnenminister Friedrich bedankt sich sogar noch für die Arbeit der US-amerikanischen Sicherheitsbehörden.

Es liegt nun an Bundeskanzlerin Merkel zu erklären, in welchem Umfang Daten aus diesen Überwachungsprogrammen zur Verfügung gestellt und von deutschen Stellen verarbeitet wurden. Auch die eigene Praxis der deutschen Geheimdienste sowie deren intensive Zusammenarbeit mit ausländischen Diensten muss umfassend öffentlich aufgeklärt werden. Es zeigt sich, dass die bisherige parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste nicht funktioniert. Geheim tagende Abgeordnetengremien bieten nicht genügend Rechtssicherheit.

Wir Grüne fordern:

  • Eine umgehende Einstellung der bekannt gewordenen Überwachungsprogramme der USA und Großbritanniens und die Entwicklung gemeinsamer rechtsstaatlicherStandards für die Arbeit der Geheimdienste im Dialog mit den USA und Großbritannien sowie anderen Staaten unter Einbeziehung von Datenschutz- und VerfassungsrechtlerInnen.
  • Eine Aufnahme von Edward Snowden in der Europäischen Union etwa durch eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland für Edward Snowden nach §22 des Aufenthaltsgesetzes, denn es bestehen „dringende humanitäre Gründe“. Außerdemgebietet das politische Interesse der Bundesrepublik Deutschland eine entsprechende Aufnahmeerklärung.
  • Die Einführung eines Gesetzes zum Schutz von Whistleblowern, um ihnen Schutz vor straf- oder auch zivilrechtlicher Verfolgung zu gewähren. In Auslieferungsabkommen müssen dazu entsprechende Ausnahmeregelungenverankert werden.
  • Ein Auslieferungsverfahren abzulehnen, falls die USA dieses im Fall EdwardSnowden fordern, da der politische Charakter der Taten Edward Snowdens dies rechtfertigt.
  • Von Angela Merkel und ihrer schwarz-gelben Bundesregierung die Offenlegung darüber, welche Informationen sie über diese Überwachungspraktiken hatten und in welchem Umfang Daten aus solchen Praktiken auch deutschen Sicherheitsbehörden zur Verfügung gestellt und von diesen genutzt worden sind.
  • Das Verbot der Verarbeitung und Nutzung von Informationen und Daten, wenndiese nach deutschem Recht illegal abgefangen wurden.
  • Die konkrete Information der Öffentlichkeit und des Deutschen Bundestages über die Art und Weise der Überwachung des Internets durch den BND und anderer deutscher Geheimdienste im Inland wie im Ausland.
  • Die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses im Europäischen Parlament, um das Ausmaß der Überwachung von EuropäerInnen zu ermitteln und um die Arbeit der Geheimdienste in Europa aufzuklären.
  • Das bisherige Safe Harbor (Datenschutzabkommen zwischen der EU und USA), SWIFT (Abkommen zwischen EU und USA zur Übermittlung von Zahlungsverkehrsdaten) und die verschiedenen PNR (Fluggastdaten) Abkommen aufzukündigen und neu zu verhandeln.
  • Verhandlungen zur transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft nicht fortzuführen, solange der Verdacht der  massiven Spionage gegen Verhandlungspartner im Raume steht.
  • Die Prüfung eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen Großbritannien wegen der Verletzung von Grundprinzipien der EU-Verträge.
  • Die Aufnahme eines Passus in die Datenschutzgrundverordnung der EU, der es Unternehmen strafbewehrt verbietet, Daten ihrer KundInnen an Staaten weiterzugeben, wenn für die Weitergabe der Daten keine Grundlage im europäischen Recht besteht. Unternehmen gehören in die Mitverantwortung genommen, dass ihre Kundinnen und Kunden vor weitgehender Überwachung geschützt sind.
  • Die grundlegende Ausweitung und Verbesserung der parlamentarischen Kontrolle der Geheimdienste, damit keine flächendeckende, grundlose Überwachung von Bürgerinnen und Bürgern möglich ist. Geheimhaltungsfristen gehören drastisch verkürzt, um auch eine öffentliche Aufarbeitung der Geheimdienstarbeit zu ermöglichen.
  • Die Verbreitung und Förderung von Anwendungen und Techniken, die den Bürgerinnen und Bürgern wie auch Unternehmen die Möglichkeit geben, ihre digitale Kommunikation zu verschlüsseln und zu sichern, wie auch eine anonyme Nutzung von Diensten stärker zu ermöglichen.
  • Transparente Informationspolitik der Bundesländer in Bezug auf die Rolle des Verfassungsschutzes in den Ländern und möglicher Datenverarbeitungen ihrerseits.
  • Eine öffentliche und transparente Diskussion über die zukünftige Sicherheitsarchitektur des Bundes und der Länder und den Bestrebungen zurzunehmenden Ausweitung der Onlineüberwachung in der Bundesrepublik.
  • Die Abschaffung oder grundlegende Überarbeitung der EU Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung. Die Totalprotokollierung aller Kommunikationsdaten der Bürgerinnen und Bürger hat in einem Rechtsstaat und einer freien Gesellschaft keinen Platz. Es darf keine Wiedereinführung der bürgerrechtsfeindlichen Vorratsdatenspeicherung geben. Die nun von CDU und CSU ins Feld geführte „Mindestspeicherfrist“ ist nichts anderes als eine umetikettierte Vorratsdatenspeicherung. Die anlasslose Speicherung von Kommunikationsdaten ist bürgerrechtsfeindlich und stellt die Bevölkerung unter Generalverdacht.

Eine Ente am morgen und der wahre Skandal

Man steht so gegen 7.30 Uhr auf, schaut auf sein Handy und liest, dass die CDU sich von der Vorratsdatenspeicherung verabschiedet hat. Es soll eine Reaktion auf die NSA Überwachungsaffäre sein. Erstmal denkt man: „Wow, endlich haben sie es auch eingesehen“. Liest man dann aber den Text, merkt man schnell, dass es sich um eine Ente handelt. Eine Zeitungsente. Anscheinend ist es der SpiegelOnline Redaktion den morgendlichen Aufmacher wert, um zu berichten, dass die CDU statt Vorratsdatenspeicherung jetzt Mindestspeicherfristen sagt. Einen Begriff, den sie seit Jahren nutzt. Einen Begriff, den auch Innenminister Friedrich immer wieder benutzt, der selbst auf der Seite des Bundesinnenministeriums erklärt wird und den das BKA sogar gleichsetzt. Der Neuigkeitswert ist gleich Null. Das zitierte Regierungsprogramm von CDU und CSU macht das noch einmal deutlich, wenn dort auf Seite 114 steht:  „CDU und CSU wollen daher eine entsprechende Richtlinie der Europäischen Union in nationales Recht umsetzen.“ Es gibt aber keine Richtlinie zu Mindestspeicherfristen, sondern nur eine Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung. Diese Richtlinie will die CDU/CSU umsetzen, dass heißt, mindestens sechs Monate Totalprotokollierung unseres digitalen Lebens, seine Bevölkerung unter Generalverdacht zu stellen und die Unschuldsvermutung umzukehren. Das ist kein „Kurswechsel“ sondern ein Skandal. Die Nachricht müsste vielmehr lauten, „CDU hält an Massenspeicherung fest“. Die Enthüllungen der letzten Wochen haben mehr als deutlich gezeigt, welche Gefahr von solchen Massendatenspeicherungen ausgehen, wie sie missbraucht werden, und dass rechtsstaatlicher Schutz nicht funktioniert, wenn sie im geheimen gespeichert und ausgewertet werden. Das wäre tatsächlich einen Aufmacher wert.